Montag, 8. März 2021

Neujahrsempfang - oder: Von Viren- und anderen Übertragungen

Heute, an meinen ersten Arbeitstag im "Neuen Jahr", denke ich an meinen Lehranalytiker, der mir bei der Begrüßung ein "Gutes Neues Jahr" wünschte. Mag sein, ich schaute erstaunt, denn ich hörte die Ergänzung, dass es erlaubt sei, bis zum 7. Januar ein "Gutes Neues Jahr" zu wünschen.

Dass ich mich in der ersten Sitzung in meiner Praxis heute am 7. Januar an den Professor erinnerte, zu dem ich nach Tübingen reiste, um noch eine „richtige Lehranalyse“ zu absolvieren, erstaunt mich. Das ist lange her, und sicher gibt es hier noch eine unaufgelöste Übertragung. Aber was ist Übertragung? In der Psychoanalyse kann es sich um die Wiederholung infantiler Vorbilder handeln, die in einer Beziehung mit einem besonderen Gefühl von Aktualität erlebt werden kann. Und habe ich vielleicht vor vielen Jahren gedacht, der Lehranalytiker solle mir doch nicht auf solch persönliche Weise ein „Gutes Neues Jahr“ wünschen, wo bleibt da die „Abstinenz“? Hat er das an meinem Blick gemerkt? Deswegen die prompte, eher humorvoll unterlegte Erklärung des Professors?