In letzter Zeit frage ich mich, auch durch meine Arbeit in einer Entwöhnungsstation bedingt, mit welcher Motivation kommen eigentlich unsere Patienten?
Auf einer Entwöhnungsstation sollte diese Frage eigentlich nicht existieren: Idealerweise nehmen substanzabhängige Personen, sobald sie Probleme feststellen, zu einer Suchtberatungsstelle Kontakt auf, lassen sich beraten und gewinnen Einsicht darein, dass ihr Konsum ein Problem ist, sprich, dieser reduziert werden oder aufhören soll. Anschließend geht es weiter auf eine Entzugsstation, auf der die Patienten darüber aufgeklärt werden sollen, dass es mit der Abstinenz meist nicht so einfach ist und diese fast immer mehr als drei Wochen qualifizierten Entzug benötigt. Hier sollte Ihnen vermittelt werden, dass man anschließend noch eine Selbsthilfegruppe besuchen oder, wenn die berufliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist bzw. die Sucht mehrere Lebensbereiche umfasst, vorher noch eine Entwöhnung stattfinden sollte. Im Idealfall kommen in eine Entwöhnungsbehandlung also Patienten, die selbstständig abstinent sein wollen, aufgeklärt sind und ihre Leben verändern möchten.
Wie man aber schon beim Überfliegen merkt, stehen im Text ganz schön viele „sollte“, woran deutlich wird, dass die Realität dem Ideal nicht gerecht wird.